Wir sind in Belgrad in den ‚Boutique Rooms‘ untergekommen,
ein lustiges Hotel im 6. Stock eines großen Hauses, ganz im Zentrum. Als die
Damen sehen, dass wir sechs Tage bleiben und meine durchschnittliche
Krabbelgeschwindigkeit von 72 km/h beobachten, geben sie uns gleich ein
größeres Zimmer. Sehr nett! Das Frühstück nehmen wir im dazugehörigen Café auf
dem Platz der Republik ein, einem der Hauptplätze von Belgrad, glücklicherweise
autofrei, aber mit einer Menge zu gucken.
Unser Frühstückscafé für diese Woche |
Beim ersten Spaziergang durch Belgrad testen wir gleich mal
die Parks auf Krabbeltauglichkeit. Der Studenski Park lässt sich eigentlich
ganz gut an, leider müssen wir nach einer Weile feststellen, dass neben
Menschen vor allem viele Hunde zu Besuch kommen. Als ich in meine
Bodenrecherchen auch Tierspuren inkludiere reagieren meine Eltern recht
empfindlich und wir ziehen einen Park weiter.
Für Studenskis, aber nicht für Hannahs |
Na, so ein Glück, der Park um die Belgrader Burg ist frisch
renoviert und hat mehrere perfekte Spielplätze. Das ist super, denn wir werden
ja fast eine Woche hier sein, weil Papa für ein paar Tage nach Berlin muss, und
so freuen wir uns darauf, hier regelmäßig Gast zu sein. Ich darf gleich mal
eine Runde mitschaukeln, trotz meiner nicht mehr ganz so blütenweißen Beine…
Wer sagt hier, dass ich meine Füße waschen muss? |
Links meine serbische Freundin zum Festhalten, rechts ein serbisches
Püppchen – und es kann losgehen! Los, Mädels, auf geht’s!
Mädels, let's rap! |
Der Park ist nicht weit von unserem Hotel und mit der
Fußgängerzone verbunden. Es hat erstaunlich viele Touristen hier – und wir
dachten, wir werden die einzigen sein. Belgrad ist eine echte Großstadt, und
mit 1,7 Millionen Einwohnern sogar noch größer, als Ulm!
Die Mihaila Straße, die Fußgängerzone zwischen Spielplatz und Hotel |
Also, mal langsam: eine Sonne im Kasten im Hotelzimmer, die
an- und ausgeht? Das verstehe ich noch nicht. Ist das serbisch, oder auch bei
uns so?
Wir haben sogar eine Sonne im Hotelzimmer |
Die serbisch-orthodoxe St. Markus Kirche von Belgrad ist
sehr schön, aber die Wärter ziemlich streng. Sowohl Mama, als auch Papa dürfen
nicht mit kurzer Hose rein, und so müssen sie sich erst ein Tuch umbinden. Weil
wir nur eines dabeihaben, kommen wir leider nicht gemeinsam rein.
Die St. Markuskirche - ganz schön streng |
Während die Großen die Kirche besichtigen, kümmere ich mich
mit schwäbischer Gründlichkeit um den Kirchengarten. Schon recht ordentlich,
aber es gibt immer noch Raum für Verbesserungen.
Da sind ein paar Grashalme verrutscht - bin schon da |
Die Belgrader Burg war, ähnlich wie die Peterwardein-Burg in
Novi Sad, nie eine richtig aktive Verteidigungsburg. Umso besser, dass es hier,
an der Mündung der Save in die die Donau eine wunderschöne Aussicht hat, und
der Burggraben zu einem großen Park gestaltet wurde.
Die Belgrader Burg |
Ähnlich, wie in Novi Sad, gibt es auch hier einen Uhrturm. Aber
dafür haben wir nicht wirklich Zeit, da es eine ganze Reihe von Spielplätzen
rund um die Burg zu entdecken gilt. Yippppiiiieh!
Der Uhrturm der Belgrader Burg |
Die nette Dame hat gar keine Angst, mir ihre Sonnenbrille zu
geben. Daran soll sich Mama mal ein Beispiel nehmen! Die Holzschnipsel am Boden
sind auch super, mit denen kann man werfen, sie in den Mund stecken oder die
Windel damit ausfüllen.
Serbische Omas sind super! |
Also, von welchem Hersteller ist die Brille genau? Papa: so
eine braucht die Mama auch. Die Brille ist voll stabil und die Oma hat nicht
mal geweint, als ich sie auf den Boden geworfen habe.
Serbische Sonnenbrillen sind super! |
Die Leute sind voll nett hier, wir könnten eigentlich den
ganzen Tag hier im Park bleiben. Ich bin zwar die Kleinste hier, aber ich habe
schon tüchtig was zu erzählen. Wisst Ihr eigentlich wo Ulm ist? Und was ein
Spätzle ist?
Soll ich Euch von Ulm erzählen? |
Auf zur nächsten Runde schaukeln! Wir sind ja jetzt schon
Profis und geben richtig Gas. Huihh, Mama, die mitschaukelt, wird es schon
übel. Schnell auf den Papa wechseln und weiter geht es. Und nächstes Jahr gehen
wir zusammen auf die Wies’n!
Hier hats ganz schön wilde Schaukeln! |
So, noch sind wir nicht mit allen Spielgeräten durch, bloß
keine Eile. Erklärst Du mir genau, wie es geht?
Kannst Du das noch einmal erkären? |
Abends gehen wir in ein sehr schickes Restaurant, und durch
unseren langen Parkausflug sind wir alle ein bisschen angeschmuddelt. Aber das
macht nichts, die Kellner sind trotzdem freundlich, und das Essen ist ja im
Freien.
Wir gehen auch mal fein essen |
Ich muss gestehen, dass ich die Abendkonversation nicht mehr
komplett mitverfolgen kann. Die zahlreichen Spielplatzerlebnisse wollen wohl
reflektiert werden. Kontemplation ist für eine potentielle Päpstin essentiell.
Mit Abendkontemplation |
Unser Blick aus dem Hotelzimmer bei Sonnenaufgang ist sehr
schön. Ich denke mir, wie es wohl wäre, wenn wir die Donau jetzt noch weiter
bis zum Schwarzen Meer entlang fahren könnten. Schade, dass wir schon bald
wieder zurück müssen, aber wer weiß, vielleicht kommen wir ja einmal wieder,
und setzen die Reise fort.
Belgrad bei Sonnenaufgang |
So, und jetzt ist es richtig Tag, und Zeit zum Aufstehen.
Gegenüber unserem Hotel, links sieht man die Staatsoper, wo lustigerweise
gerade die Volksbühne Berlin gastiert.
Der Blick aus unserem Hotelzimmer mit Staatsoper |
Ich habe erfolgreich alle aus dem Bett vertrieben, sogar
Mama. Jetzt machen wir uns mal alle hübsch, und sehen, was es sonst noch hier
in Belgrad zu entdecken gibt.
Leute, jetzt wird aufgestanden! |
Papa kümmert sich um den Rücktransport unserer Fahrräder
nach Wien, während wir noch ein bisschen Pause machen. Wir treffen uns im
legendären Hotel Moskva, im dem schon ganz viele Staatschefs und Berühmtheiten
wohnten. Das einzige Hotel, das vielleicht besser ist, als unseres! Das Klavier
in der Lobby muss ich genau untersuchen. Sollte es mit meiner Papstkarriere
nicht klappen, könnte ich vielleicht auch Pianistin werden.
Päpstin, oder Pianistin? |
Wir besuchen noch die Kathedrale der Heiligen Sava, eine der
größten orthodoxen Kirchen der Welt. Die Kirche ist wirklich mächtig groß und
es wird immer noch an ihr gebaut, schon seit mehr als einhundert Jahren. Der
Bau finanziert sich nur durch Spenden, und so geht es etwas langsam voran. Wenn
ich wieder komme, gibt es sicher schon ein paar Mosaike mehr.
Die Kathedrale der heiligen Salva |
An unserem letzten gemeinsamen Abend in Belgrad, morgen muss
Papa ja dann frühmorgens weg, verbringen wir in einer der ältesten Straßen
Belgrads, in der ganz viele Straßenrestaurants sind. Wir werden uns erst in
Wien wieder treffen, und sind schon etwas aufgeregt, ob unsere verschiedenen
Reisewege in Wien auch wieder zusammenführen müssen. Heute Abend essen wir noch
gemütlich bei serbischer Straßenmusik zusammen und schreiben noch
Ansichtskarten von Belgrad.
Die älteste Straße Belgrads |
Mama und ich ziehen am nächsten Tag nach dem Frühstück nun
alleine los, und holen gleich mal das kulturelle Programm etwas nach. Wir schließen
uns einer (kostenlosen) Stadtführung an, mit einer sehr netten und engagierten
Stadtführerin an und lernen allerlei über Belgrads Geschichte und das Belgrader
Silicon Valley. Bei solche heißen Themen und 35°C brauchen wir anschließend
eine Abkühlung am Brunnen des Burgparks.
Erst Kultur und dann Abkühlung |
Nach einer kurzen Siesta mit leckeren Himbeeren und auch am
nächsten Tag haben wir noch genügend Gelegenheit, die tollen Spielplätze der
Stadt zu erkunden. Belgrad gebührt eindeutig der Spitzenplatz in unserer
bisherigen Städteliste für Spielplätze!
Kletterkatze - nicht nur Schmusekatze |
Als technikversierte Frauen besuchen wir das
Nikola-Tesla-Museum und lernen über den Unterschied zwischen Gleich- und
Wechselstrom. Ihm haben wir unser derzeitiges Wechselstromsystem zur verdanken,
mit dem er sich gegen Thomas Alva Edison durchgesetzt hat. Ein junger Mann hat
ziemliche wilde Experimente vorgeführt, bei dem sich die Zuschauer auch unter Strom
setzten konnten. Nicht, dass ich das bräuchte, wild bin ich schon selbst!
Nikola Tesla auf den Spuren |
So, noch ein paar Erklärungen zu diversen Technikspielzeugen
auf dem Spielplatz und ein paar wilde Kletteraktionen, und dann machen Mama und
ich uns bereit für die Reise zurück nach Wien. Wir fliegen mit dem Flugzeug,
und müssen die zwei Fahrräder und den Fahrradanhänger mitnehmen. Tsss, dass
immer die Frauen die schwere Arbeit machen müssen. Für uns natürlich ein Klacks.
Bald heben wir ab nach Wien! |